I'm still alive...

Hallo aus Kalifornien!
Der letzte Post ist ja schon etwas her und ich wollte mal wieder berichten, wie es mir hier so ergeht.
Häufig wurde ich nun schon gefragt: "Wie geht's dir so?". Dies zu beantworten ist mit ein paar einzelnen Sätzen unglaublich schwer und da hab ich mir gedacht, dass es mal wieder an der Zeit für einen kurzen Blogspot wär...(kleiner Kreativitätsschub am Anfang, sorry😅)
Die Zeit vergeht für mich wie im Fluge, denn ich bin wirklich "busy" wie man hier sagt. Deswegen ist zwischen dem letzten Post, der nun ungefähr einen Monat her ist und diesem auch ziemlich viel passiert, aber ich werde trotzdem versuchen, über alles zu berichten. ich kann gar nicht richtig realisieren, dass ich nun bereits knappe zwei Monate in den Staaten verbringen durfte.
Ich werde die Themen wie im letzten Post wieder auflisten, um euch (und mir selbst) einen besseren Überblick zu verschaffen:
  1. AFS Abendessen
  2. Waldbrände, Hurricans & Politisches
  3. AFS Meeting
  4. Schule & Freunde
  5. außerschulische Hobby's
  6. Northern Humboldt Country Faire
  7. The Hospital
  8. First& Second Cross Country Race
  9. Dinner mit meiner Liaison
  10. Backpacking-Trip
Okay, dann legen wir mal los...

AFS Abendessen:

An diesem Donnerstag Abend nach dem Cross Country Training vor vielleicht drei Wochen wurde eine Art kleines Fest für die Austauschschüler an meiner High-School veranstaltet, damit wir die Gelegenheit hatten uns gegenseitig, sowie andere Schüler und Lehrer besser kennenlernen. Nachdem ich also verschwitzt und staubig vom Rennen zurück in der Umkleide angelangt war, musste ich mir wohl oder übel wieder meine Tageskleidung anziehen, da es nur noch eine dreiviertel Stunde bis zu dem besagten Essen hin war. Da ich also in der Schule bleiben musste, ging ich zur Küche, wo mein Culinary Lehrer schon eifrig dabei war mit der Hilfe einiger anderer Schüler Köstlichkeiten zuzubereiten. Da ich bei ihm Unterricht habe und sowieso nun mal da war, durfte ich auch gleich beim Kochen mithelfen, was wirklich Spaß gemacht hat. Es gab ein Buffet, auf welchem neben allen nur vorstellbaren Arten von paniertem Fleisch, Tofu, Salat, Lasagne,Cookies und anderen Häppchen noch Speisen aus den jeweiligen Ländern der Gastschüler aufgetischt waren. Diese bereitete jeder von uns Austauschschülern Zuhause bei seiner Gastfamilie vor und brachte sie mit. Da ich wie schon erwähnt nicht so viel Zeit habe, steuerte ich deutsche Schokolade (Milka) und Gummibärchen (Haribo) zum Nachtisch bei, was aber bei allen Anwesenden große Begeisterung hervorrief. Die anderen Austauschschüler in meiner Umgebung (Humboldt Country) kommen aus Spanien, Japan, Österreich, Indien, Indonesien, China, Finnland, Ägypten, Frankreich und den Philippinen, weshalb wie ihr euch vielleicht denken könnt, das Essen sehr vielseitig und fantastisch war!
Aber genug vom Futter, viele von meinen Lehrern waren auch bei dem Treffen und unsere Gastfamilien ebenso. Außerdem noch ein paar Schüler vom Volleyball Team und vom Leadership Club. Jeder wollte sich mit mir unterhalten, was bei so vielen Menschen ein wenig anstrengend, aber sehr aufregend und unterhaltsam gleichzeitig war. Zum Schluss wurden noch Nummern getauscht, unzählige Gruppenselfies gemacht und bei einer Art Abschiedsspiel haben wir zudem herausgefunden, dass die meisten Menschen schlafen und essen würden, wenn sie eine Stunde mehr pro Tag hätten. Das veranlasste uns dazu, ernsthaft über einen Food&Sleepy Club nachzudenken, welcher bisher aber noch nicht zustande gekommen ist.

Waldbrände, Hurricanes & Politisches:

Ich weiß nicht genau, wie viel ihr (und damit sind jetzt meine Freunde und Verwandten aus Deutschland gemeint) dort hinter dem Ozean so mitbekommt, wahrscheinlich eine ganze Menge, aber durch regen Kontakt mit meiner Familie ist mir bewusst, dass nicht alles durch die Medien sickert. Also in Kalifornien und auch an der Grenze zu Oregon und teilweise in Oregon selbst gibt es zurzeit massive Waldbrände. Bereits über 600.000ha Land sind dem Feuer jetzt schon zum Opfer gefallen und eine halbe Stunde Autofahrt entfernt von mir im Landesinneren, in einem kleinen Ort namens Weaverville wohnt eine Austauschschülerin von AFS aus Finnland, welche neulich evakuiert werden musste und aufgrund der Asche in der Luft für zwei Wochen nicht ihr Haus verlassen durfte. Auf dem Weg zu unserem Backpacking Trip letztes Wochenende in den Trinity Alps, über welchen ich später noch ausführlich berichten werde, habe ich es dann live gesehen: den brennenden Wald, Feuerwehrkräfte die das Feuer von den Städten fernzuhalten versuchen, ausgebrannte Gaststätten und kahle Landflächen. Auch ich hatte ein paar Schwierigkeiten mit dem Rauch in der Luft die ersten Wochen, denn natürlich behindert es einen beim Laufen und auch beim normalen Atmen, wenn die Luft dick ist und nach Feuer riecht. Darum wurden zwei in Oregon geplante Cross Country Rennen in den letzten Wochen abgesagt, was für mein Team ziemlich enttäuschend war.Im Moment ist der Wind günstig, sodass der Rauch von uns weggetrieben wird, aber die Brände sind immer noch da.
Außerdem gab es in den knapp zwei Monaten die ich hier bin mehrere gewaltige Hurricanes. Diese waren zwar alle glücklicherweise nicht in meiner Region, doch durch andere AFSler und die Medien habe ich natürlich auch deren Zerstörung gut mitbekommen.
Zudem ist die politische Situation in den USA ja aktuell nicht ganz einfach. Ich bin hier in einer Gegend und Gesellschaft des relativ liberalen Kaliforniens gelandet, in der die Menschen Trump verachten, ihn aber dennoch als Bedrohung wahrnehmen. Meine Gastmutter, ihre Bekannten, die Lehrer und  die Leute die ich bisher hier sonst so getroffen habe, sind alle absolute Trump Gegner und Spötter. Die zugespitzte Situation mit Nordkorea lässt jedoch keine Ruhe. Die Nachrichten berichten tatkräftig täglich von neuen Drohungen, dummen Äußerungen eines der beiden Führer oder aber verübten Angriffen.
Wie ihr vielleicht raushören könnt, ist zurzeit eine Menge los in meinem Gastland und ich werde das Geschehen weiterhin kritisch und wachsam beobachten.

AFS Meeting:

Dann fand vor einiger Zeit noch ein AFS Meeting statt, bei dem sich endlich alle in der Umgebung untergekommenen AFS Gastschüler und ihre Familien einmal kennengelernt haben. Auch mit den Organisatoren vor Ort und meiner Liaison durfte ich an jenem Abend Bekanntschaft schließen. Die Liaison ist jene Person, an welche ich mich wenden kannst, wenn ich mich nicht mit meiner Gastfamilie verstehe oder sonst irgendwelche Schwierigkeiten habe oder aus sonst einem Grund Hilfe benötige.
Wir fanden uns eines Donnerstag abends in der örtlichen Grundschule nach meinem Cross Country Training zusammen, um über unsere hier bisher verbrachte Zeit, Probleme, Regeln und anstehende Projekte zu reden.
Aber für alle die es interessiert werde ich zunächst einmal die in der Region Humboldt-Country lebenden Austauschschüler vorstellen: es gibt einen Jungen aus den Phillipienen namens Moe, den jungen Thailänder Rusydannu, die Inderin Sakshi, meine Gastschwester Ghena (von mir mittlerweile genannt Gigi, weil ich es nicht hinbekomme ihren Namen richtig auszusprechen), die beiden Französinnen Mathilde und Lutxi, die Spanierin Martha, Miu aus China und Harry (Rosalind-harry ist der selbsterwählte Spitzname), die finnische Caroline, sowie Johanna aus Deutschland.
Zu Beginn der fröhlichen und ebenso erschöpften Runde (es war immerhin der Abend eines Wochentages) stattete man uns mit Namensschildern aus und bat uns, einen Sitzkreis zu bilden.
Dann stellten wir einander vor und man klärte alle Anwesenden über kommende Aktivitäten auf, ehe es in getrennten Gruppen (Schüler und Gastfamilien) mit je einem externen Leiter weiterging. Was die Gastfamilien besprochen haben, kann ich nur spekulieren, doch wir haben die Regeln von AFS während unseres Aufenthaltes hier aufgefrischt und einander Bericht erstattet, wie es uns bisher so ergangen ist, was wir vermissen von zuhause (*deutsches Brot und Freunde und Familie natürlich) und was wir an unserer derzeitigen Situation verändern wollen, welche Klischees sich bewahrheitet haben und so weiter. Jeder hat gut mitgearbeitet, denn es gab zum einen Snickers und M&Ms zum Ansporn und zum anderen vermute ich mal, dass es den anderen genauso ging wie mir, ich fand es nämlich wirklich interessant mich einmal mitzuteilen.
Nach der Gruppenarbeit fanden wir uns erneut im Sitzkreis zusammen und sahen einem, von ein paar Mitgliedern der Gastfamilien vorbereiteten, Sketch über ein Gespräch zwischen Liaison, Gastmutter und Gastschüler bei erdenklichem Problem zu-mit anschließender Diskussion darüber.
Zum Schluss durften dann endlich die Süßigkeiten verzehrt werden und wir halfen noch etwas aufräumen, bevor wir schlussendlich nach Hause fuhren.









Dies ist ein Bild von dem Treffen, mit uns Austauschschülern der Region Humboldt Country
(es fehlen allerdings einige).












Schule und Freunde:

Sicherlich sind einige von euch daran interessiert, wie es inzwischen mit der Schule läuft und auch mit den Mitschülern.
Nun, ich hab mich relativ gut eingelebt und tatsächlich schon einen "Lunchplan" erstellen müssen, da im Moment (noch!?) alle mit der neuen deutschen Austauschschülerin zu Mittag essen wollen.
Meine Mitschüler sind alle sehr nett und hilfsbereit, wenn man sie fragt, doch was mich ein bisschen schockiert hat, ist wie respektlos hier alle sind. Ich meine Lehrer sind hier zum Teil mehr wie Freunde oder Familienmitglieder (z.B. wie eine Tante) was ja gut ist, aber niemand nimmt sie richtig ernst und dadurch kommt es zu komplett respektlosen Handlungen und Kommentaren im Unterricht. Außerdem darf man an meiner Schule Handys im Unterricht benutzen, was dazu führt, dass jeder mit sich selbst beschäftigt und abgelenkt ist und auch der Verzehr von Lebensmitteln ist während des Unterrichts normal. Nicht, das ich das mit den Handys nicht auch manchmal ausnutzen würde, aber das System läuft wirklich nach dem Motto: Tu dein eigenes Ding, aber komm mit - oder eben nicht.
Was für mich relativ reizvoll ist, ist die fehlende Kleiderordnung, die ich von meiner Schule in Deutschland gewohnt bin, denn tragen zu können was man will ist schon angenehm.
Jetzt kenne ich mittlerweile die besten Mittagessen Spots und ich muss echt sagen, dass man in Humboldt Country wirklich gut und gesund essen kann.
Die ersten Tests habe ich ebenfalls bereits überstanden und ich bin sogar erfolgreich in der Schule, die tatsächlich nicht so anspruchsvoll ist, wie in Deutschland. Dies liegt wahrscheinlich zum Teil daran, dass es eine unglaubliche Auswahl an Fächern gibt, wo man sich die herauspicken kann, welche für einen geeignet sind und nicht einem vorgegebenen Stundenplan folgen muss.
Außerdem wurde mit allen Austauschschüler ein Englisch Test durchgeführt, um zu sehen, wie weit wir die Sprache beherrschen. Dazu fanden wir uns einen ganzen Schultag in der Bibliothek ein und absolvierten die verschiedenen Abschnitte des Tests: Hörverstehen, Leseverstehen, ... und am Ende wurden wir noch interviewt.
Vorgestern ist mir dann noch etwas Lustiges passiert, als ich auf dem Weg zum Cross Country Training war. Am Eingang der Mädchenumkleiden standen zwei Girls und als ich an ihnen vorbei gehen wollte, hörte ich plötzlich die Wortfetzten :"Ich hab keine Ahnung..." in tadellosem Deutsch und ohne irgendeinen Akzent zu mir herüberwehen. Überrascht drehte ich mich um und es stellte sich heraus, dass es sich um zwei neue deutsche Austauschschülerinnen handelt, die erst am Montag angekommen sind. Die beiden sind allerdings privat in den USA und leben für 3 Monate mit der Deutschlehrerin meiner Schule zusammen, welche eine alte Freundin der Mutter einer der beiden ist.
Dies ist insofern lustig, da wir an meiner vergleichsweise kleinen High-School jetzt vier Deutsch sprechende Mädchen sind, es gibt da nämlich noch meine gute Freundin aus Österreich, welche mit mir zusammen Geschichte hat und diesen Blogeintrag wahrscheinlich auch liest,ne!? 😅(Und in diesem Falle nochmal Marille und Paradeiser für dich...). Und das ist ungewöhnlich, wie ich von anderen AFSlern weiß, welche an einer riesigen Schule "ganz alleine" sind.
Auf jeden Fall hab ich die ganze Zeit angefangen mit den beiden Neuankömmlingen Englisch zu reden, wobei diese eher auf ihre Muttersprache aus waren.Ich bemerke im Moment immer mehr, wie ich die englische Sprache als selbstverständlich annehme, es sind meistens kleinere Ereignisse, wenn ich müde bin fange ich zum Beispiel wie von selbst an englische Nachrichten an meine deutschen Freunde zu verschicken und das wechseln von Sprache zu Sprache fällt mir immer schwerer. Auch entfallen mir einige Wörter aus meiner Muttersprache langsam, neulich fragte mich eine Freundin in Englisch nach dem deutsch Wort für "Puncher" und ich habe das Ding angesehen und auf die Lehre in meinem Gehirn hin geantwortet, dass ich es tatsächlich nicht mehr weiß. Erst fünf Minuten später ist mir das Wort "Locher" schließlich wieder eingefallen.
Abends und am Wochenende versuche ich immer meine knappe Zeit mit Freunden zu genießen, dennoch verbringe ich sie manchmal auch mit Lernen, denn ein bisschen was muss ich schon tun.
Meine Fächerwahl überzeugt mich weitergehend und ich bin wirklich sehr zufrieden mit meinem Stundenplan und habe Spaß in der Schule.

 außerschulische Hobby's:

Das Arbeiten und Reiten in den Ställen ist meine Aktivität außerhalb der Schule und ich liebe es einfach. Es ist wirklich wunderbar Westernreiten zu lernen und die Bodenarbeit ist besonders toll. Die Strandausritte haben es mir besonders angetan, ebenso das Pferd was ich immer reiten darf und mit dem ich arbeite (Sparky😍) und die Menschen. Der Besitzer der Farm hat mir nun bereits zweimal ernsthaft angeboten, Sparky am Ende des Jahres mit nach Deutschland zu nehmen, was ich bis jetzt allerdings immer abgelehnt habe...
Neben dem Reiten unternehme ich in meiner Freizeit interessante (und teure*hust*) Shoppingtrips mit Freunden und/oder meiner Gastschwester sowie gemeinsame Filmabende und Ausflüge mit meiner Gastmutter.
Wenn noch etwas Freizeit übrig bleibt, nutze ich diese meistens zum Lesen, denn ich habe mir eine fantastische Bücherapp heruntergeladen. Für diejenigen von euch, die genauso gerne lesen wie ich oder die es aus anderen Gründen interessiert, die App nennt sich "Skoobe" und für 15$ im Monat kann man ohne Internetverbindung alle Bücher lesen die es gibt (man kann zehn auf einmal downloaden und anschließend wieder zurückgeben, um Platz für neue zu haben). Das sollte jetzt übrigens KEINE Werbung sein und ich werde auch nicht dafür bezahlt, ich bin einfach nur begeistert und da es wirklich sehr hilfreich ist, wenn man viel unterwegs ist, könnte es ja spannend für einige von euch sein.
Mit meiner Kamera gehe ich auch gerne gelegentlich einfach mal los auf einen kleinen Spaziergang an der Küste oder auf dem nahen Wanderweg "Hammond Trail", um Fotos für mich und meine Fotografie klasse zu schließen und ein wenig frische Luft zu bekommen.

Northern Humboldt Country Faire:

In meinem vergangenen Post berichtete ich ja über den wöchentlichen Markt auf dem Arcata Plaza.
Auf ebendiesem Plaza war vorletztes Wochenende eine Art Oktoberfest, genannt "Northern Humboldt Country Faire", wo es viele Stände mit selbstgemachten Klamotten, Schmuckstücken, Tongefäßen und sehr viel mehr gab. Doch die Mitte des ganzen bildete eine große Wiese mit Ständen der Ortsansässigen Restaurants,die sich dort mit ihren Speisen präsentierten.
Ich habe mir dann einen der hervorragendsten Veggie-Burger gegönnt, den ich jemals gegessen habe, gefolgt von einer großen Portion Kettle Corn (Karamell Popcorn).
Dann habe ich mich noch sehr lange umgeschaut und alle Eindrücke in mich aufgesaugt, bevor ich mich für ein T-Shirt und ein paar meisterhafte Karten von verschiedenen Künstlern für Weihnachten und kommende Geburtstage entschieden habe, sowie für einige Geschenke (von Karten und Geschenken kann ich leider keine Fotos zeigen, da die wunderbaren Menschen, für die sie gedacht sind, höchstwahrscheinlich den Blog lesen werden).
Der Höhepunkt des Festes war eine lange Parade, welche um den Platz herum marschierte, ein wenig wie bei Karneval. Es wurden Süßigkeiten geworden und alle Gruppen waren unterschiedlich verkleidet.
Beim Kartenkauf bin ich auf zwei deutschsprachige Frauen gestoßen, welche ebenso erfreut waren mich zu treffen, wie ich sie.








Das sind das wunderschöne handbedruckte T-Shirt, welches ich auf dem Faire erstanden habe, sowie der fantastische Burger mit selbstgebackenen Brot (das beste Brot was ich bisher hier bekommen konnte!)










The Hospital:

Eine etwas unschönere Erfahrung, welche ich vor zwei Wochen mache durfte, war der Aufenthalt im örtlichen Krankenhaus. Es fing damit an, dass es mir Donnerstagmorgens plötzlich schlecht ging. ich hatte mich bereits am Vorabend nicht wohlgefühlt, nun aber hatte ich erhöhte Temperatur und fühlte mich so unwohl, dass meine Gastmutter mich Zuhause behielt. Als ich über den Tag die Nahrungsaufnahme verweigerte und abends keine Besserung in Sicht war, beschloss sie, mich zur Vorsorge ins Krankenhaus zu fahren. Dort habe ich dann nach einem kurzen Gesundheitscheck ein Zimmer bekommen und wurde an den Tropf gehängt, um mit Flüssigkeit und was weiß ich noch versorgt zu werden. Ich war so fertig, erschöpft und mit den Nerven am Ende, dass ich eigentlich die gesamte Zeit über geweint habe. Dass die netten Krankenschwestern dann auf mich einredeten, um mir zu erklären, wie es weitergehen sollte und was mir fehlte, ließ mich nur noch mehr verzweifeln. Dies war einer der ersten Momente, in dem ich wirklich Heimweh verspürte. Meine Familie beunruhigen wollte ich dann aber auch nicht, sodass ich mich zur Ruhe zwang. Letztendlich waren aber alle Anwesenden wirklich nett und rücksichtsvoll und am nächsten Morgen wurde ich dann auch schon wieder mit der Warnung ein bisschen ruhiger zu machen in den nächsten Tagen entlassen.
Ich benötigte tatsächlich noch ungefähr eine Woche Erholungszeit, bis ich wieder vollkommen fit war.

First & Second Cross Country Races:

Am Mittwoch der darauffolgenden Woche fand mein erstes Cross Country Race statt. Es war bei uns an der High-School, sodass wir nicht mit dem Bus wegfahren mussten. Was schade war, denn wie ich mittlerweile weiß, ist das das wirklich Lustige an auswärsts Rennen. Aber diesmal sollten wir also den sogenannten "Arcata-Course" laufen. Dies ist eine etwa 6 Kilometer lange Route, welche quer durch die Stadt und über die Felder und Straßen führt. Ich war an diesem regnerischen Tag bedauerlicherweise noch etwas angeschlagen von der vorausgegangenen Krankheit und wollte natürlich trotzdem starten. Also hieß es die am Vortag erstandenen Laufschuhe anziehen und hoffen, nicht umzukippen. Das mit den Laufschuhen war auch eine schräge Geschichte.
Am Tag zuvor meinte mein Coach, dass ich neue Laufschuhe benötige und schickte mich zum nahen Sportgeschäft. Ich trat ein und richtete dem nächstbesten Verkäufer (ganz wie mir befohlen) aus, dass mich James Washington vom Cross Country Team Arcata schickt um neue Laufschuhe zu erstehen. Darauf hin meinte dieser ich solle mir einfach ein paar der neuen Nikes aussuchen und als ich mich entschieden hatte, durfte ich mit diesen ohne Quittung den Laden verlassen. Ich hab mich ehrlich gesagt gefühlt wie ein Dieb, aber für die Schuhe hat es sich gelohnt! Am Tag des Rennens gab es dann noch die Schuluniform umsonst, sodass ich nun perfekt ausgestattet bin.
Zurück zum Race, als wir endlich starten durften verflog meine Aufregung, doch leider wich sie Übelkeit. Ehrgeizig wie ich bin, lief ich weiter und es war auch ein wahnsinnig gutes Gefühl, am Ende angefeuert von meinem Team die Ziellinie zu überqueren. Doch mir wurde bewusst, dass ich anscheinend noch nicht ganz so fit war, wie ich gern wäre.
Unsere Trainer brachte uns Cookies und Limonade zur Belohnung, sodass wir mit neuer Kraft die Jungs anfeuern konnten, die nach uns starteten.
Das zweite, für mich erfolgreichere Rennen ist erst drei Tage her und es fand in dem zwei Stunden Autofahrt entfernten Städtchen Crescent City statt. Für mein Team sollte sich dieses Rennen als ein echter Glücksfall erweisen. Es war mit knapp 30° Celsius und strahlendstem Sonnenschein einer der heißesten Tage des ganzen Jahres und auf der 6 km langen Rennstrecke auf dem Golfplatz knallte uns die Sonne nur so auf den Kopf. Doch ich fühlte mich voller Energie!
Aber von Anfang an: Wegen des Rennens durften wir zwei Stunden früher als normal die Schule verlassen. Zu Beginn der Mittagspause zogen wir uns rasch um und wurden von einem echten amerikanischem Schulbus zum Platz des Geschehens gefahren.
Dort angekommen schlugen wir als größtes anwesendes Team unser Lager unter einer schattigen Baumgruppe auf. Auch bei diesem Lauf starteten die Mädchen wieder mal zuerst und so begannen wir zügig mit unserem Aufwärmprogramm.
Als es soweit war, waren wir alle bereit und sprinteten los, als der Startschuss fiel. Angefeuert von den Jungs und unserem Trainer holte Riley den Pokal für das Girls Team Arcata und wir brachten 7 Läuferinnen unter die ersten Zehn. darunter auch mich, denn ich erkämpfte mir den achten Platz von etwa 40 Starterinnen.
Auch das Boys Team Arcata hatte Erfolg und Mischka, unser bester Läufer holte den Sieg.
Rundum glücklich und vom siegreichen Wettkampf beflügelt verließen wir Crescent City um ca.  sechs Uhr. Zwei Orte weiter stoppte der Bus, damit wir uns bei mit einem Abendessen eindecken konnten und so verbrachten wir schwatzend, essend, Spiele spielend und singend die Rückfahrt und ich traute mich einen vergeblichen Lernversuch. Aufgrund eines Unfalles erreichten wir das ersehnte Zuhause mit Dusche und Bett erst gegen neun Uhr abends.


Auf diesem Bild (sorry für die schlechte Qualität) könnt ihr mich über den Golfplatz hecheln sehen.


Dinner mit meiner Liaison:

Am Abend vor meinem erste Race hatte ich mich mit meiner Liaison Kathy zum Abendessen verabredet. Sie holte mich nach dem Training ab und wir entschieden uns nach kurzem Überlegen für ein nettes Thai Restaurant, welches Freunde von ihr bewirtschaften. Wir redeten über die aktuelle politische Situation, meine Gastfamilie und wie ich mich fühle und all sowas halt. Außerdem war der anstehende Backpacking Trip ein großes Thema, denn auch sie liebt Backpacking. Da sie früher in einem Backpacking-Equipment Shop gearbeitet hat, führen wir nach dem Essen noch bei ihr vorbei und sie zeigte mir ihr Haus und stattete mich entsprechend für das nahende Abenteuer aus.
Während wir unsere liebevoll angerichteten und unglaublich leckeren Gerichte verspeisten, erzählte sie mir ein wenig über ihre Kinder, welche beide in Deutschland waren und ihre Mutter, eine professionelle Western Reiterin.
Am Ende des Abends war ich glücklich, satt und zufrieden, denn ich habe eine echt nette Liaison mit Kathy. Sie ist ca. 55 Jahre alt und eine an der Natur und Sport interessierte Dame.



Dies war unsere gemeinsame Vorspeise: Tofurollen mit Erdnusssoße.






Und auf den letzten drei Bildern könnt ihr unsere Hauptgerichte (zwei unterschiedliche Currys) und die gebackenen, mit Teig ummantelten Bananen bewundern, die unseren Nachtisch bildeten.


Der Backpacking-Trip:

Also zum Hauptthema dieses Eintrags : ihr habt es der Überschrift schon entnehmen können, es handelt sich um meinen wundervollen, umbeschreibbaren und unvergesslichen Backpacking-Trip.
Ich gebe mir trotzdem mal Mühe, um euch so gut wie möglich an meinen Eindrücken teilhaben zu lassen.
Der Trip wurde von AFS für alle Austauschschüler der Region angeboten und ging drei Tage durch die atemberaubende Landschaft der Trinity Alps.

Tag 1:

Am Freitagmorgen der vergangenen Woche traf ich mich, anstatt zur Schule zu gehen wie gewöhnlich, um sieben Uhr morgens vor dem Haus eines der Organisatoren mit den anderen Teilnehmern des Abenteuers. Selbstverständlich nicht, ohne vorher eine ausgiebige letzte Dusche genossen zu haben.
Dort trudelten nach und nach alle mit ihren voll gepackten Rucksäcken ein, unwissend das dort noch allerhand anderes Gruppenzubehör und Lebensmittel hineingestopft werden sollte.
Als nach einer Stunde alles sicher in den vier Trucks der Leader verstaut war, eingeschlossen wir selbst, traten wir die drei Stunden lange Fahrt zum Start des beliebten, abgelegenen Trail in die Mitten der Natur von Nordkalifornien an. Auf der Autofahrt konnten diejenigen von und, welche nicht dem lockenden Schlaf verfallen waren, wie schon an anderer Stelle des Blogs erwähnt, die Feuer und die von den Bränden zerstörten Bereiche begutachten. Auf halbem Wege machten wir Halt um Carolina aus Weaverville einzusammeln, ein beschauliches altes Westernstädtchen, das glücklicherweise durch harte Arbeit der zuständigen Feuerwehrkräfte größtenteils von Brandschäden verschont geblieben war.
Angekommen am Anfang des Trails picknickten wir zum ersten Mal als Gruppe gemeinsam - die Stärkung vor den sieben zu bewältigenden Meilen, was etwas mehr als elf Kilometern entspricht, zu unserem Lagerplatz.
Die Truppe bestand aus sieben Schülern, vier Erwachsenen und einem Hund.
Wir ließen also Autos, Handys und all dies zurück und begaben uns (ich ausgestattet mit meiner heißbeliebten Kamera) in die Wildnis.
Unsere kleine Truppe hat mich ehrlich gesagt an eine Sendung erinnert, die meine kleine Schwester immer guckt, sie nennt sich "Ab durch die Wildnis" und handelt von einer Gruppe Jugendlichen, welche mithilfe eines Wildnis-Coaches in der Natur Campen, Backpacken und alles was dazu gehört und einmal in der Woche bestimmte Aufgaben bewältigen müssen.
Daran dachte ich, als der bunt zusammengewürfelte Haufen nach drei Meilen (mittlerweile weit entfernt von der anfänglichen Euphorie) sich stöhnend zur Rast niederfallen ließ und in Windeseile Schokomuffins verputzte, nicht sonderlich gewillt sich noch vier Meilen weiterzubewegen. Doch mit gutem Zuspruch haben es zum Schluss alle geschafft.
Wir beschlossen uns nach der Rast aufzuteilen und so kam es, dass ich mit einer der Führerinnen und ihrem Hund als eine der ersten den Lagerplatz erreichte und wir für die anderen begannen Feuerholz zu suchen, Wasser zu filtern, Zelte aufzubauen und was es sonst noch so zu erledigen gab.
Den Tag ließen wir gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen und als wir in die Schlafsäcke krochen waren wir todmüde. Ich konnte allerdings nicht zufrieden in den Schlaf sinken, da ich fror wie ein Schneider. Und ehrlich, es gibt nicht viel unangenehmeres als frieren! Das Ganze endete damit, dass ich sieben Mal in dieser Nacht aufwachte, aber wirklich ändern konnte ich leider nichts.

Tag 2:

Verfroren Gesichter blickten mir auch am nächsten Morgen entgegen, als ich zeitig um halb acht aus dem schützenden Zelt ins Freie kroch.  so schnell wie möglich wechselte ich meine Kleider, startete den Tag mit einer kurzen Katzenwäsche und scharrte mich zu ebenfalls schon erwachten Gestalten ans Lagerfeuer um ein bisschen Wärme aufzusaugen.
Nach dem Frühstück klärte man uns darüber auf, dass für diesen Tag, welcher genau wie der vorhergegangene strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel ohne Rauch versprach, jedoch kalt werden sollte, ein sogenannter "Day-Hike" geplant war. das bedeutet, dass man den ganzen Tag eine Route wandert, am Ende der Wanderung dann wieder am Camp auskommt und so die Zelte stehen lassen kann. Dies ist natürlich sehr praktisch, da eine Menge an Gepäck fehlt und nur zwei Rucksäcke für Nahrungsmittel benötigt werden, welche abwechselnd getragen werden können.
Gegen neun Uhr morgens brachen wir von unserem auf einer Lichtung, am See gelegenen Lager auf, um einen der beiden Berge zu erklimmen, die vor uns aufragten.
Zwei Stunden später erreichten alle die Spitze, der erste Snack durfte vernascht werden. dann ging es weiter am Berg entlang und schließlich in ein Tal, wo wir erneut rasteten. Diesmal für ein größeres Mittagessen. Nach dem bezwingen oder auch hinaufkraxeln des zweiten Berges wendeten wir das Prinzip des ersten Tages an, teilten uns in zwei Gruppen auf und ehe die Übrigen oben angekommen waren, brach meine Gruppe (drei Schülerinnen mit mir und zwei der Führer) mit beiden Rucksäcken auf. Das Essen hatten wir wohlweislich für die anderen zurückgelassen.
So kam es, dass sie ein warmes Abendessen erwartete, als sie erschöpft ankamen. Zum Abschluss aßen wir an diesem Abend "S'More", ein Stück schmelzende Schokolade und ein geröstetes Marshmello eingebettet in zwei Kekse.
In jener Nacht war es nicht mehr ganz so arg kalt, was auch daran lag, dass ich alle Klamotten, die ich mitgenommen hatte kurzum in meinen Schlafsack presste oder anzog.

Tag 3:

Pancakes zum Frühstück! Das war der Beginn unseres Abschlusstages. Ich hab ihn sehr genossen, aber bedauerlicherweise musste wir wenig später zusammenpacken, da das Ende des Trips immer näher rückte. Wir wanderten den gleichen Pfad zurück, welchen wir gekommen waren und kamen erstaunlich schnell voran. Vielleicht war es das anstehende Mittagessen, die Toilette, eine heiße Dusche oder einfach nur das warme Bett, oder die Kombination all dieser Versuchungen, die uns antrieb.
Trauer schwang ebenfalls mit in die Stimmung ein, man war einander in der kurzen Zeit ziemlich ans herz gewachsen, denn immerhin hatten wir drei Tage wie eine große Familie zusammengelebt und die ein oder andere Herausforderung als Team gemeistert.
Auf der Rückfahrt in die Zivilisation (ich sah inzwischen wahrscheinlich ziemlich demoliert aus) zeigte uns Organisator John sein Sommeranwesen. Es war wie ein kleines Paradies!
In seiner Hütte tranken wir alle noch eine Soda und dann ging es auf den letzten Part der Reise zu, zwei Stunden fahrt nach Hause. Glücklich angekommen nahm ich die heißeste und ausgiebigste Dusche meines Lebens.

aus dem Grund, dass Fotos oft mehr sagen als irgendwelches Geschreibsel, werde ich euch nun ein paar der ungefähr 400 Stück einfügen:












So, schon sind wir wieder am Ende eines langen Beitrags angelangt, in den ehrlich gesagt noch die AFS Orientation reingesollt hätte, welche gestern stattgefunden hat, sowie mein kleiner Ausflug zum Strawberry Rock heute. Doch da ich dachte, dass zehn Themen wahrscheinlich erstmal genug sind, könnt ihr erst im nächsten Post über diese Aktivitäten, sowie die morgen startende "Homecoming-Week" nachlesen. 
Ich hab mich diesmal etwas kürzer gefasst, hoffe aber, dass es euch dennoch gefallen hat!
Und an alle meine Freunde aus Rheinland-Pfalz : Ich wünsche euch erholsame und tolle Herbstferien!!!😊


Liebe Grüße aus den USA

Lynn





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