Wie alles begann...

Hey Guys, 

wie die Überschrift schon verrät, erkläre ich euch heute, wie ich dazu gekommen bin, ein Auslandsjahr in den USA zu machen.
Erstmal ein paar allgemeinere Infos:
1) Ich habe ein Stipendium vom Deutschen Bundestag, welches sich PPP nennt, als Abkürzung für           Parlamentarisches Patenschafts Programm. Später werde ich auch erzählen, wie man zu so einem Stipendium kommt.
2) Ich werde das Schuljahr 17/18 in den USA verbringen.
3) Ich heiße Lynn und bin (noch) 15 Jahre alt, werde in den USA aber 16 sein.

Ich hatte vor allem in de letzten zwei, drei Jahren ein Fernweh in mir, das immer stärker wurde.
als meine alte Klassenlehrerin vor ungefähr einem Jahr dann Flyer von der Möglichkeit so ein Stipendium zu erhalten austeilte, war ich natürlich Feuer und Flamme.
Also erzählte ich Zuhause meinen Eltern von der Idee. Da beide früher viel gereist sind  und tolle Erfahrungen machten, haben sie es relativ schnell erlaubt. Allerdings Sollte ich für die Sache schon Unterstützung bekommen wenn es notwendig war, es aber zum Großteil alleine durchziehen.
Das war natürlich erstmal beängstigend, aber die Neugier war es, welche schlussendlich siegte.
Und ganz ehrlich gesagt, hätte ich auch nie erwartet, diese unglaubliche Chance zu erhalten.

Dann bewarb ich mich online auf der Seite des Deutschen Bundestages und erhielt schon bald eine Antwort mit der ersten "Aufgabe". Ich sollte eine Selbstbeschreibung anfertigen. Ihr glaubt gar nicht, wie schwer das sein kann... Ich machte mir unglaublich viele Gedanken und Arbeit, um am Ende eine sechs Seiten lange Beschreibung abzuschicken.
Als ich dann zu einer ersten Auswahlrunde eingeladen wurde, war ich natürlich furchtbar aufgeregt und fing schon relativ früh an mich auf den Termin im Spätherbst vorzubereiten. Ich kaufte mir Fachliteratur, las viel und lernte das ein oder andere auswendig.
Schließlich war der große Tag gekommen und mein Vater fuhr mich früh morgens zu der angegebenen Adresse. Schlussendlich waren wir (dank mir) viel zu früh da und ich musste noch eine halbe stunde auf den vor mir liegenden, spannenden Tag warten, welcher bis zum Abend dauern sollte.
Wir waren ca. 15 Kandidaten, aus zwei Wahlkreisen-und die anderen waren fast alle älter als ich und wie sich bald herausstellen sollte, echt gut geeignet.
Als erstes begannen wir mit einem Politiktest, auf den ein Englischtest folgte. Diese dauerten zusammen über drei Stunden und ich wusste, dass man bei ihnen eine gewisse mindest Punktzahl erreichen musste um weiterzukommen, was die Nervosität nochmals steigerte.
Nachdem die Tests beendet waren, hatten wir ersteinmal Mittagspause. Da eine Freundin von mir auch dort war, gingen wir zusammen essen und kehrten nach einer Stunde wieder zurück.
Den Nachmittag über beschäftigten wir uns mit dem Lösen von Aufgaben in kleinen Gruppen, welche immer wieder neu gemischt wurden oder mit Diskussionsrunden. Am Ende des Tages waren die Einzelgespräche dran, welche mir am meisten Angst machten. Ich glaube ich bin fast durchgedreht, aber da wir uns alle angefreundet hatten, spielten wir Spiele und unterhielten uns, um uns abzulenken. Obwohl wir alle Rivalen waren, sind wir gute Freunde an diesem Tag geworden. Das fand ich echt cool! Zu vielen habe ich übrigens immer noch Kontakt.
Als ich dann an der Reihe war, leider erst als vorletzte, merkte ich, dass das Gespräch lange nicht so schlimm war, wie ich es mir ausgemalt hatte. Es lief eigentlich recht locker und ich war sehr erleichtert.

Nun begann die erste Zeit des Wartens. Es sollten aus jedem Wahlkreis drei Leute ausgewählt werden, welche dann mit dem Abgeordneten ihres Wahlkreises sprechen sollten.
Da ich die anderen ja kannte, schätzte ich meine Chancen bewusst als schlecht ein, auch um mir keine Hoffnungen zu machen.
Aber wenn man dauernd darauf angesprochen wird, sei es in der Schule oder von Verwandten, fällt es mehr als schwer, zu verdrängen, dass man auf einen wichtigen Brief wartet.
Aber schließlich kam er. Ich weiß noch genau,  dass an jenem Freitag meine zwei besten Freundinnen bei mir waren und wir gerade zum Reiten fahren wollten, als mein Vater den Brief entdeckte.
Ich war eine der drei, die eine Runde weiter gekommen sind!
Also wartete ich abermals, diesmal auf die Einladung zum Gespräch mit dem Abgeordneten.
Aus dem anderen Wahlkreis wurde schließlich jemand ausgewählt, aber bei uns tat sich gar nichts.
In den Winterferien fuhr ich mit meiner Familie in den Skiurlaub und noch immer hatte sich nichts getan. An unserem vorletzten Abend bekam meine Mutter dann DIE Email. Der Abgeordnete wollte kein Gespräch, er hatte mich für das Stipendium ausgewählt.
Wie ich mich gefühlt habe, lässt sich nur schwer beschreiben. Zuerst war ich einfach nur unglaublich glücklich, dann aber auch zweifelnd, traurig: Will ich wirklich mein Leben hier in Deutschland für ein Jahr zurücklassen? Meine Familie, Freunde, Haustiere, Hobbys usw.
Aber eine Entscheidung fand trotzdem nicht statt. Mir war von Anfang an klar, das ich es wagen würde.

Jetzt begann die wirkliche Arbeit, die online Bewerbung. Alle die auch mit AFS ins Ausland reisen oder das PPP haben, wissen was es heißt diese Bewerbung  auszufüllen. Es lässt sich nicht sagen, was alles zu tun ist, aber ich saß locker über eine Woche daran.

Schließlich gab es zu Frühlingsbeginn die unvergessliche Vorbereitungswoche in Berlin, wo ich sehr viele wunderbare Leute kennenlernen durfte. DANKE dafür! 😊
Auf der VB haben wir einiges über die deutsche, aber auch über die amerikanische Geschichte gelernt.
Es begann mit der Anreise nach Berlin, bei der es natürlich geregnet hat. Das ist ein toller Empfang, wenn man nach 6 Stunden Zugfahrt endlich ankommt.
Untergebracht waren wir in der Jugendherberge Ostkreuz, ein altes Fabrikgebäude, welches neu und modern umgebaut wurde und sich so in ein wunderschönes Heim verwandelt hat.
Außer mir waren noch ca 30 andere PPPler da.
Jeden tag gab es super leckeres Essen, für das wir allerdings auch Arbeiten mussten.
Da es schon ein bisschen her ist, seit ich da war, versuche ich mal kurz unser Programm grob zu
rekonstruieren:
Montag:  "Identität & deutsche Geschichte" Am Montag haben wir zum Beispiel das Deutsche Historische Museum besichtigt und einen Zeitstrahl der deutschen Geschichte erstellt.
Dienstag: "Deutschland im Nationalsozialismus" An diesem Tag besuchten wir unter anderem ein Dokumentationszentrum zum Thema Zwangsarbeit.
Mittwoch: "US-history and politics"Dort haben wir viel Stationen- und Gruppenlernen zu den Themen gemacht und Abends in einem American Diner gegessen.
Donnerstag: "Kulturschock" Donnerstags haben wir wieder Gruppenarbeit gemacht und einen Motivationsbrief  für einen anderen PPPler geschrieben. (Dies ist ein Brief, den jener öffnen kann, wenn er sich einsam fühlt und Mut braucht). Zum Abschluss des Tages guckten wir einen Film über Edward Snow.
Freitag: "Kommunikation und Praktisches" An diesem tag wurden all unsere Fragen geklärt... und das waren nicht gerade wenige😅Danach hatten wir den ganzen Nachmittag Freizeit.
Samstag: "Abreisetag" Da war die Woche leider schon wieder rum und es hieß Abschied nehmen. Aber wir sehen uns zum Glück in der Mitte unseres Austauschjahres alle nochmal in Washington DC wieder!

Ungefähr 3 Wochen nach der VB hatte ich einen Termin mit meinem Abgeordneten, Herr Detlev Pilger. Dieser beriet mich mit einigen Dingen und erläuterte mir, weshalb er mich ausgewählt hat.

Danach gab es im Laufe des Sommers noch einige Treffen und Grillfeste von meiner Austauschorganisation AFS, bei denen ich ehemalige Austauschschüler getroffen habe, welche mir viele hilfreiche Tipps geben konnten. Auch traf ich dort auf Austauschschüler in Deutschland, die bald wieder nach Hause fliegen werden.

Im Moment gibt es wahnsinnig viel vorzubereiten für mein Auslandsjahr, da ich wahrscheinlich schon am 10.08 fliegen werde und in den USA in einer welcome family unterkommen werde, da ich noch keine feste Gastfamilie habe. Aber zu diesem Thema wird es später noch einen extra Blogeintrag geben.

Sooo, jetzt ist erstmal alles gesagt, ich hoffe ich habe das vergangene Jahr einigermaßen gut zusammengefasst.

Bis zum nächsten Mal 

Lynn 💕

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